Assassin’s Creed Syndicate

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Mit neuen Gadgets, munteren Charakteren und einer feinen Großstadt bringt Assassin’s Creed Syndicate frischen Wind in das alte Assassin’s Creed Universum. Nachdem Assassin’s Creed Unity in vielen Fällen nicht den Erwartungen gerecht wurde, gibt es beim neuen Teil der Spielereihe wenig zu meckern. Also stürzen wir uns ins viktorianische London und sehen, was uns erwartet.

Die Spieler übernehmen die Rollen von Jacob und Evie Frye – Zwillinge, die von Ihrem Vater die Welt der Assassinen kennen gelernt haben. Nach einem alles in allem erfolgreichen Auftrag mit explosivem Beigeschmack begeben sich die beiden nach London, um sich dort gegen die Herrschaft der Templer zu stellen und weitere Fragmentstücke aus Eden zu finden.

Dabei verfolgen die zwei Assassinen unterschiedliche Ansatzpunkte. Während Evie hauptsächlich nach den Fragmenten von Eden sucht, fasst Jacob den Entschluss, seine eigene Gang zu gründen und sich dem Templer-Problem direkt zu stellen. Obwohl Evie anfangs nicht begeistert davon ist, funktioniert die Sache dann doch ganz ausgezeichnet. Die von Jacob „The Rooks“ genannte Gang schließt sich mit Begeisterung und Motivation Evie und Jacob an. Immer mehr Mitglieder folgen dann mit der Zeit. So bringt man nach und nach die Stadtviertel von London unter die eigene Herrschaft. Die Basis für die Eroberungen zeigt sich dieses Mal in Form eines durch die Stadt fahrenden Zuges – eine abwechslungsreiche Erneuerung passend zu industriellen Zeit in London.

Um London von dem Syndikat der Templer zu befreien, müssen Evie und Jacob Starric Crawford ausschalten, der mithilfe seiner eigenen Verbündeten London fest im Griff hat. Stück für Stück kämpfen sich Evie und Jacob den Weg zu ihm vor und eliminieren dabei einen Templer nach dem anderen.

Shot_Hookshot

Auf den Missionen der beiden Assassinen sind die neuen Waffen und Gadgets von großer Hilfe. Vor allem die Enterhaken-Vorrichtung auf der neuen Version der Hidden Blade ist eine willkommene Erneuerung. Wem ist es nicht schon bei dem ein oder anderen Streckenlauf über die Dächer passiert, dass das nächste Dach einfach zu weit weg war? Oder der Turm, den man hochklettern möchte, so hoch ist? Diese kleinen Augenblicke der spielstockenden Ereignisse gehören nun endlich der Vergangenheit an. Mit dem Enterhaken ist es ein Leichtes, von einem Dach zum nächsten zu gelangen. Auch hohe Türme erklimmt man nun flott ohne große Mühen. Das macht es außerdem angenehm einfach, sich vor kampfsüchtigen Gegnern zu verstecken.

Shot_J TrainDabei ist Jacob niemand, der einem Kampf ausweichen würde. Der junge Herr stürzt sich lieber mitten ins Geschehen. Kukri, Schalgringe und Pistole sind dafür die perfekten Begleiter. Auch den vielseitig einsetzbaren Gehstock darf man nicht außen vor lassen. Sowohl Jacob als auch Evie machen guten Gebrauch von ihren Waffen. Ansprechende Kampfanimationen und Finishing-Moves untermalen das Geschick der beiden Assassinen. Schade nur, dass die Gegner alle sehr gleich aussehen. Mehr Unterschiede in den Charaktermodellen hätten der Spielwelt zusätzlich Leben eingehaucht.

Obwohl sich Jacob und Evie grundsätzlich den gleichen Fähigkeiten-Baum teilen, gibt es für jeden der beiden drei spezielle Fähigkeiten, die nur für Evie oder Jacob gedacht sind. So hat Jacob Fähigkeiten zur Verfügung, die ihn im Kampf unterstützen und stärken, während Evie den für Assassinen viel passenderen Stealth-Approach wählt. Flink und sicher sind aber beide unterwegs.

Hier könnt ihr in einem kurzen Gameplay Video Jacob in Aktion sehen.


Wenn der Fußweg einmal zu lange ist, gibt es immer noch die viktorianischen Kutschen, die man nach Lust und Laune klauen kann. Selbstverständlich kommt da auch die ein oder andere Verfolgungsjagd zustande bei der ein feindliches Gefährt schon gerne einmal krachend und splitternd in einer Hauswand landen kann. Langweilig wird das auf jeden Fall nicht so schnell.

Auch Evies und Jacobs Charaktere geben ihr Bestes, um den Spieler bei Laune zu halten. Geschwisterliche Streitigkeiten und amüsante Bemerkungen lassen die beiden richtig lebendig wirken. Fein animierte Gesichtszüge verleihen den beiden Glaubhaftigkeit. Kurzum: es wird einfach nie langweilig den beiden bei Ihren Diskussionen und gemeinsamen Aktionen zuzusehen. Im Hinterkopf hat man schon ein wenig auch Sherlock Holmes und Dr. Watson im Kopf, wenn man den beiden zuhört.

Shot_FiakerTrotzdem stehen Action und Handlung deutlich vor Zwischensequenzen, denn zu tun gibt es genug in London. Um die Herrschaft der Templer zunichte zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einerseits kann man die Templer direkt angreifen, in anderen Missionen muss man hingegen ein spezielles Mitglied des Ordens auf eine gewisse Art und Weise ausschalten, so dass dessen Tod wie ein Unfall aussieht. Und in wieder anderen Missionen zählt es, Kinderarbeiter zu befreien oder Templer lebendig zu den Gesetzeshütern Londons zu schaffen. Hat man einen Stadtteil von der Kontrolle der Templer befreit, so gibt es einen kleinen – meist sehr harmlosen – Endkampf um das Areal, abseits von den munteren Augen der Stadtgarde. Selbstverständlich haben die Hüter es Gesetzes ihre Augen auch auf die Assassinen gerichtet. Sie sehen Mord und Todschlag auf den Straßen nämlich gar nicht so gerne. Zum Glück sind sie bestechlich. Man muss lediglich ein wenig Geld investieren, dann lassen die guten Leute die Geschwister auch schon zum Großteil in Ruhe ihre Arbeit als Assassinen verrichten. Geld lässt sich in vielen Bereichen investieren. Von der auf Schienen fahrenden Basis aus kann man auf seine Finanzen und Investitionen zugreifen um sich das Leben in London zu erleichtern und es den Templern gleichzeitig schwerer zu machen.

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An Geld zu kommen sollte jedoch eines der geringsten Probleme sein, denn Aktivitäten dafür gibt es genug. Straßenkämpfe, Pferderennen und Raubüberfälle sorgen für Spaß und Abwechslung bei den verschiedenen Aktionen. Dabei kann man frei zwischen Evie und Jacob wählen. Assassin’s Creed Syndicate folgt dem Prinzip eines Open World Spieles, bei dem der Spieler grundsätzlich jeder Zeit zwischen den beiden wechseln kann. Es gibt jedoch Story-Missionen, die speziell für einen der beiden Charaktere gedacht sind. So gibt es dann für Jacob und Evie noch eigene Aufgaben zu erfüllen. Hier hätte sich angeboten, eventuell einen 2-Spieler Koop Modus einzuführen. Das fehlt zwar ein wenig, stört aber den Spielfluss nicht.

Was allerdings stört, sind die grafischen Bugs, die hin und wieder das schöne Bild Londons zerstören. Manchmal werden Charaktermodelle nicht richtig geladen, sodass Gegenstände in der Luft herum fliegen und die Szenen sehr leer aussehen. Die Stimmen alleine sind eben nicht genug. Hin und wieder bleiben Modelle auch in Animationen hängen. Zum Glück halten sich diese Vorfälle jedoch sehr in Grenzen und sind somit auch nur halb so tragisch. Ärgerlich ist es trotzdem ein wenig.

Shot_LondonWenden wir uns also wieder etwas Positivem zu: der übersichtlichen, aufgeräumten Weltkarte. Wir wissen vermutlich alle noch, wie die Welten der Assassin’s Creed Spiele oft ausgehen haben. Da sah man doch vor lauter Sammel-Items und Anzeigen die Stadt nicht mehr! Das ist jetzt anders. Klar, es gibt immer noch genug zu sammeln, aber nun in einem zutreffenden, überschaubaren Rahmen. Da ist seit langem endlich mal wieder ein Ende in Sicht. Auch das Schlösser knacken wurde verbessert – und vereinfacht. Anstatt sich mit nervigem Timing wie in Assassin’s Creed Unity herum zu schlagen, öffnen die beiden Geschwister mit den entsprechenden Fähigkeiten versperrte Kisten und Türen nun automatisch.

Diese kleinen Veränderungen mögen für sich selbst nicht großartig wirken, aber alles in allem fördern sie einen flüssigen, angenehmen Spielfluss, da dem Spieler nun keine unnötigen, nervenden Hindernisse mehr im Weg stehen. Und falls doch einmal ein Hindernis zu hoch ist: auf den Enterhaken nicht vergessen! Ehrlich, der ist Gold wert!

Das Aufrüsten der anderen Gegenstände ist jedoch ebenso wichtig. Das kann man jedoch nicht einfach ohne weiteres. Viele Baupläne erhält man erst von Verbündeten und Freunden als Belohnung für erfüllte Missionen. Man sollte also auch auf seine Verbündeten ein Auge haben und hin und wieder bei ihnen vorbei schauen. Somit baut man ein gewisses Level an Vertrauen auf. Je mehr Vertrauen ein Verbündeter in die Frye Geschwister hat, umso höher werden die Belohnungen. Immerhin ist es nicht so einfach, ganz im Alleingang eine ganze Stadt zu erobern. Da tut etwas Hilfe durchaus gut.

Die Rooks sind dabei eine starke Unterstützung. Je mehr man seinen Einfluss ausbaut, umso mehr von ihnen trifft man auf den Straßen Londons an. Sie handeln auch gerne eigenständig und halten ohne weitere Anweisungen oder Befehle Feinde davon ab, sich mit den Assassinen anzulegen. Bis zu fünf Rooks gleichzeitig lassen sich aber auch persönlich anheuern. Die folgen dann Jacob oder Evie und führen auch Befehle aus, die man ihnen einfach mit der R1 Taste zuteilen kann. Bei der Verfolgung über Dächer und über Wasser versagen Sie jedoch leider und warten lieber, ob man zu von selbst irgendwann zu ihnen zurück kehrt. Allzu viel kann man wohl auch wieder nicht von ihnen erwarten.

Shot_Evie Stealth

Ansonsten hat sich an der Steuerung im Gegensatz zu Assassin’s Creed Unity nicht viel geändert. Jacob und Evie lassen sich jedoch präziser führen als Arno, was das Spiel gewaltig verbessert.

Die Story kommt dazu im Gegensatz nur vergleichsweise langsam ins Laufen. Das liegt mitunter aber auch daran, dass es recht viele kleinere Nebenaufgaben zu erledigen gibt. Dafür gibt es aber auch den ein oder anderen Link zu vergangenen Assassin’s Creed Spielen. So stolpert man etwa früher oder später über das Anwesen der Kenway Familie und Edwards geheimen Piratenkeller.

Was bei Assassin’s Creed Syndicate auf jeden Fall eine besondere Erwähnung wert ist, ist die ausgesprochen stimmige Musik. Die mit Fingerspitzengefühl komponierten Stücke untermalen sowohl die Zeitepoche und das Geschehen in musikalisch hochwertigem Stil und bieten gleichzeitig eine willkommene Abwechslung zu üblichen Spiele-Soundtracks.
Da hört man auch gerne so einmal rein!

 

ASSASSIN’S CREED SYNDICATE
Wertung der Redaktion: 

79/100

  • Publisher: Ubisoft
  • Getestet auf: PS4
  • auch für: XBox One
  • Preis: 52,- €

 

 

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18/20 Technik + Grafik
+ Charakteranimationen
+ Soundtrack
- vereinzelt grafische Bugs
16/20 Umfang + zwei spielbare Charaktere
+ Lange Spieldauer
+ aufgeräumte Map
+ unterschiedliche Missionsziele
- nur eine Stadt
- sehr einheitliche Gegner
- wenig Charaktermodelle bei NPCs
17/20 Gameplay + neue Gameplay-Elemente
+ Abwechslung
+ zügiger, flüssiger Spielverlauf
- altes Grundkonzept
- manche Fähigkeiten scheinen zu OP
28/40 Spezifisch + neue Waffen & Gadgets
+ gut ausgearbeitete Charakterkonzepte
+ Kontrolle & Selbstständigkeit der eigenen Gang
+ glaubhafte Charaktere
- Story kommt nur langsam ins Laufen
- Story ist nicht sonderlich aufregend
- 2-Spieler Koop-Modus hätte sich angeboten

Fazit:

[rating itemreviewed=“Assassin’s Creed Syndicate“ rating=“79″ reviewer=“Anna Weixelbaum“ dtreviewed=“29.10.2015″ best=“100″ worst=“0″]

Ja, Ubisoft hat sich hier wirklich Mühe gegeben, aus Assassin’s Creed wieder ein Spiel zu machen, das man gerne spielt. Der Spielfluss ist ununterbrochen und flüssig, die Weltkarte überschaubar und die Missionen machen richtig Laune. Die neuen Gameplay Erweiterungen ermöglichen schnellere Handlungen und zügiges Vorankommen. Die Wahl zwischen Jacob und Evie bietet unterschiedliche Spielweisen und somit nicht nur visuelle Abwechslung.

Schade nur, dass das Konzept von Assassin’s Creed inzwischen schon eingie Jahre auf dem Buckel hat – ansonsten haben wir hier jedoch wieder ein richtig gutes Spiel aus dem Hause Ubisoft.

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