Far Cry 4

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Länger als erwartet hat unser Reiseantritt nach Kyrat gedauert, doch nun wollen auch wir euch von unseren Erlebnissen berichten! Neben dem optischen Neuanstrich, hat sich auch inhaltlich einiges getan bei Far Cry 4, doch kann der Titel mit diesem Tapetenwechsel letztlich überzeugen?

 

Nach einem recht holprigen Start gelangt die PC-Version von Far Cry 4 nun auch auf unsere Festplatte. Seitdem ist viel Zeit vergangen, weshalb sich diese Review auf Version 1.5 des Titels bezieht. Damit wurden zwar einige Mängel ausgemerzt, doch sind ein paar Ecken des Spiels immer noch unangenehm kantig.

 

Home Sweet Home

Neuer Protagonist der Reihe ist Ajay Ghale, welcher zurück nach Kyrat kehrt. Dort will er die Asche seiner verstorbenen Mutter nach Lakshmana zu bringen, gemäß ihres letzten Wunsches. Mit ihrer Urne im Gepäck geht es also in die fiktionale Himalaya-Region. Damit ist auch schon eure ganze Motivation, um in den herrschenden Bürgerkrieg zwischen Diktator Pagan Min und der Rebellengruppe „Goldener Pfad“ einzugreifen, erklärt. Zwar ist Far Cry nicht für seine hochkomplexen Stories bekannt, doch ein nachvollziehbares Motiv – wie gute, alte Rache in Far Cry 3 – hätte dem Hauptcharakter zumindest etwas Sympathie eingebracht. Ajay Facry4 Grenadehingegen tötet munter drauflos und schließt sich ohne viele Worte der Rebellengruppe an. Der Sturz des Diktators ist scheinbar der kürzeste Weg zu seinem Ziel Lakshmana… Zwar hat er als Sohn des Gründers der Rebellengruppe einen gewissen Ruf, doch ob das wirklich die volle Teilnahme an einem Bürgerkrieg rechtfertigt, ist fraglich.

Der Einstieg in das Spiels fällt sogar noch magerer aus und lässt Anfänger der Spielereihe nicht nur einmal hilflos im Regen stehen. Neueinsteiger müssen sich mühsam die Grundlagen aneignen, welche nur oberflächlich im Tutorial angeschnitten werden. Wer den Vorgänger gespielt hat, wird sich dagegen schnell heimisch fühlen.

 

Eine neue Welt

Habt ihr eure ersten Schritte überlebt, könnt ihr die Welt erkunden. Hier liegt die größte Stärke von Far Cry 4: die wunderschöne, atmosphärische Spielwelt. Der Neuanstrich ist gelungen und bietet frischen Wind. Die Gebirge, Flüsse und Landschaften sehen – je nach Stärke eures Rechners – fantastisch aus. Ergänzt wird die Spielwelt durch verschiedene Ausflüge in andere Gebiete. Die eisigen Pässe des Himalayas, das wundersame Shangri-La und die Erkundungstouren im Rauschzustand sind alle für sich einzigartig inszeniert und tragen zu einer ohnehin großen Spielfläche bei. Umso bitterer, dass Windows 7 Nutzer immer noch mit teils heftigen Framerate-Einbrüchen zu kämpfen haben. Man schmunzelt, dass der Windows Timer daran schuld sei. In unserem Fall hat es gereicht, die Texturen auf „Mittel“ zu stellen, während alles andere auf Ultra eingestellt bleiben konnte. Vereinzelt finden sich auch Anzeigefehler und Texturlücken, sodass eine Figur mal halb in der Wand verschwindet oder eure Granate im Nirvana landet.

FC4 Shangri la

Die Synchronisation, Musik und Darstellung der Figuren sind authentisch und vermitteln das Gefühl, in Kyrat zu sein. Sogar aus dem Radio eures Fahrzeugs tönt es (leider) ununterbrochen orientalische Musik und ihr hört einen über-gesprächigen Radiomoderator. Mehr Vielfalt als ein Lied oder die Option es auszuschalten, wären wünschenswert gewesen.

 

Die Qual der Wahl

Während ihr das Land vom Bürgerkrieg befreit, müsst ihr euch mehrmals für eine Seite des „Goldenen Pfads“ entscheiden. Sabal will zurück zu alten Traditionen, Kinderheirat und religiöser Fanatismus inklusive. Amita hält nichts von Tradition und möchte Veränderung, schreckt aber vor Drogenanbau und Zwangsarbeit nicht zurück. Als Spieler könnt ihr lediglich wählen, was für euch das kleinere Übel ist. Etwas, dass letztlich ein unbefriedigendes Gefühl von Erfolg vermittelt.

Solche Schlüsselcharaktere haben ihre jeweils eigenen Charakterzüge, Motive und teils Missionen. Die jeweiligen Missionen sind angenehm verschieden, aber leider geht das Spiel nicht ausreichend genug auf die Figuren selbst ein. Dadurch bleiben sie eindimensional und geben kaum Grund zum mitfühlen. Besonders im Fall von Antagonist Pagan Min ist dies sehr schade, da mit ihm viel Potential verschwendet wird. Zwar ist er kein Vaas Montenegro, doch seine Figur hätte mehr Auftritte im Spiel durchaus vertragen können.

FC4 Pagan Min

 

Arbeit wohin man sieht

Veteranen bekommen schnell ein Déjà-vu Gefühl. Ihr nehmt wie gewohnt Außenposten – in Solid Snake oder Rambo Manier – ein, setzt euch auf verschiedene Fahrzeuge, zerstört Radiostationen auf Glockentürmen und seid permanent auf der Suche nach verschiedenen Sammelobjekten. Erledigt ihr das brav, stehen neue, modifizierbare Waffen zum Verkauf oder gibt es sogar gratis. Die Auswahl ist üppig und hat für jeden Spieltyp etwas zu bieten. Vom lautlosen Bogen, über durchschlagende Maschinengewehre und Schrotflinten, bis hin zu krachenden Raketen- und Granatwerfer stellt euch das Spiel eure Favoriten zur Verfügung. Je weiter ihr in der Story vorankommt, desto größer wird die Gegnervielfalt. Dadurch bleibt das Spiel stets anspruchsvoll und erfordert allmählich taktisches Vorgehen.

Pflanzen werden wieder zu verschiedenen Spritzen verarbeitet. Die Felle erlegter Tiere bastelt ihr zu größeren Tragetaschen, um eure Kapazität für verschiedene Objekte zu erhöhen. Neben Bargeld verdient ihr damit Erfahrungspunkte, wodurch ihr neue Manöver lernt oder eure Fähigkeiten in eurem Skilltree freischaltet. Sammelobjekte geben euch nicht nur Geld und Erfahrung, sondern werden benötigt, um bestimmte Skills in eurem Talentbaum oder Waffen an Außenposten freizuschalten. Glücklicherweise könnt ihr Karten für deren Aufenthaltsorte kaufen, da eure Suche sonst bitter lang dauern könnte. Ähnlich verhält es sich mit Nebenmissionen. Ob Geiselrettung, Attentat, Eskorte, Bombenentschärfung, Autorennen oder spontane Karma-Ereignisse, eure helfende Hand ist gefragt. Leider vergeht einem schnell die Lust daran.FC 4 Karma Das Kleingeld ist schlicht nicht die Mühe Wert auf die Dauer. Sobald ihr die nötigen Voraussetzungen für eine Waffe oder Fähigkeit erfüllt habt, fehlt einfach der Ansporn, sich den restlichen Missionen oder Sammelobjekten zu widmen.

Das Spielprinzip macht nach wie vor sehr viel Spaß, doch was ist neben der Optik neu im Vergleich zum Vorgänger?

 

Ein alter Hund mit neuen Tricks

Selbst Ajay kommt die steilen Klippen Kyrats nicht ohne weiteres hoch. Mit dem Greifhaken könnt ihr euch an spezifischen Stellen nicht nur auf- oder abseilen, sondern schwingt euch von einem Greifpunkt zum nächsten. Leider gibt es nach wie vor Schwierigkeiten mit der Benutzung. Teils müsst ihr pingelig genau stehen, bevor Ajay den Greifhaken endlich wirft. Wollt ihr euch nach dem Schwung vom Greifhaken lösen und an einer Klippe festhalten, kann es vorkommen, dass Ajay sich lieber den Abgrund darunter genauer anschauen will. Euer Wingsuit und Fallschirm haben ähnlichen Humor und befördern euch manchmal ungewollt ins Jenseits. Wem die Kletterei zu lästig ist, steigt in den Gyrokopter ein. Damit nehmt ihr nicht nur Glockentürme wie im Flug ein, sondern bewältigt gewaltige Strecken in Rekordzeit. Verständlich also, dass dieser Reisetraum relativ rar verteilt ist in der Welt. Habt ihr genug fc4 GrapplinghookKleingeld in der Tasche, kauft ihr ihn euch einfach samt Landeplatz für euer Haus. Erstmals besitzt ihr nämlich eure eigenen vier Wände und könnt sie mit nützlichen und ästhetischen Erweiterungen ausbauen. Aber auch die Reise mit Autos ist angenehmer dank eines eingebauten Autopiloten, der bei Bedarf das Fahrzeug von alleine zu eurem Zielpunkt fährt.

Ingame dürfen sich Spieler auf mehr Unterstützung freuen. Durch das neue Karmasystem könnt ihr Hilfe vom „Goldenen Pfad“ fordern, welcher dann eine Truppe feuerbereiter NPC’s zu euch schickt. Karma sammelt ihr durch Sammelobjekte und bei spontanen Events. Ein höheres Karmalevel gibt euch auch Vergünstigungen im Shop. Habt ihr den entsprechenden Skill gelernt, setzt ihr euch auf einen Elefanten und trampelt eure gegner nieder. Besonders bei Festungen, äußerst schwer einnehmbare Außenposten, kommt solche zusätzliche Hilfe gelegen.

Sind die NPC’s nicht genug, kann auch Online einen Freund um Hilfe bitten. Bis auf die Kampagne-Missionen, könnt ihr die Welt gemeinsam erkunden. Das Einnehmen von Außenposten und Festungen wird dadurch teils zu einfach und der Hunger nach Herausforderung bleibt ungestillt. Diesen könnt ihr womöglich in der Arena löschen. In verschiedenen Modi tretet ihr gegen stärker werdende Gegnerwellen an. Alle eure Leistungen in Nebenmissionen könnt ihr online in Bestenlisten mit anderen Spielern vergleichen. Zwar könnt ihr dafür auch den Multiplayer benutzen, doch wegen der geringen Modusauswahl, fraglichen Balancing und teils viel zu großen Maps, hält sich der Langzeitspaß in Grenzen.

FC4 Bogen

 

Ajay gegen den Rest der Welt

Nicht nur Pagans Soldaten haben es auf euch abgesehen. Wie gewohnt haben auch Kyrats Tiere euch zum fressen gern. Mit Ködern könnt ihr erstmals wilde Tiere zu euren Gegnern locken, um für Verwirrung zu sorgen. Ihr bekommt doppelt so viele Felle, wenn ihr diese mit einem Bogen oder eurem Khukuri erlegt, aber oft überlegt ihr euch das zweimal. Ein einfacher Soldat ist mit wenigen Treffern eines Maschinengewehrs erledigt, der erbarmungslose Honigdachs futtert gerne mal ein ganzes Magazin und streckt euch immer noch vergnügt nieder. Nicht nur ärgert ihr euch über fragwürdiges Balancing der Tierwelt, das Autosave-System wird euch oft den Rest geben. Zusätzlich zu nicht-überspringbaren Zwischensequenzen, dürft ihr euch oft erneut auf den Weg zum Zielort machen, solltet ihr auf eurer Mission das zeitliche segnen. Die manuelle Speicherfunktion scheint überflüssig, da sie weder euren Standpunkt, noch gemachten Fortschritt wirklich sichert; ihr startet dennoch beim zuletzt gemachten Autosave-Punkt.

 

 

Far Cry 4
PoP_Xbox_Inlay_EXP.indd Wertung der Redaktion: 79/100

  • Publisher: Ubisoft
  • Getestet auf: PC
  • Preis: 54,00 €
  • Reviewed von: Martin Federlein

Am 10. Dezember 2014

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17/20 Technik + Wunderschöne, atmosphärische Welt
+ Authentische Synchronisation
+ Vielfältige Landschaften und Gebiete
+ Musik passend zum Setting
- Immer noch vereinzelte Abstürze und Framerate-Einbrüche
- Geschosse und Figuren verschwinden manchmal in den Texturen
18/20 Umfang + Gewaltige Spielwelt zum entdecken
+ Viele Sidequests und Sammelobjekte
+ große Auswahl an Waffen
+ an die 30 Stunden Spielspaß
- unmotivierende Hauptstory
- kein Ansporn, sämtliche Sidequests und Objekte zu sammeln
17/20 Gameplay + Bewährtes Spielprinzip mit angenehmenen Neuerungen
+ Sehr gut getroffenes Setting
+ Steigernder, fairer Schwierigkeitsgrad
+ Online Koop mit Freunden
+ Gut umgesetzter Skill Tree
- teils frustrierende Speicherfunktion
- Diverse Spielmechaniken funktionieren immer noch nicht einwandfrei
- fragwürdiges Balancing der Tierwelt
27/40 Spezifisch + Wunderschön inszenierte, authentische und abwechslungsreiche Spielwelt (+8)
+ Spaßige, anspruchsvolle Gefechte und Herausforderungen (+7)
+ Abwechslungsreiche Neben- und Karmamissionen (+7)
+ Ausflüge in andere Gebiete sind sehr Unterhaltsam und sehen gut aus (+5)
- Spieleinstieg sehr Einsteiger unfreundlich (-5)
- sämtliche Figuren bleiben eindimensional und teilweise langweilig (-5)
- Zwischensequenzen lassen sich nicht überspringen (-3)

Fazit:

[rating itemreviewed=“Far Cry 4″ rating=“79″ reviewer=“Martin Federlein“ dtreviewed=“10.12.2014″ best=“100″ worst=“0″]Far Cry 4 ist ein ordentlicher Nachfolger des letzten Teils. Das bewährte Spielprinzip macht immer noch mächtig Laune – vor allem in der neuen, herrlich inszenierten Spielwelt. Mit den neuen Spieleinhalten und Herausforderungen werden auch Veteranen der Serie ihren Spaß haben. Die Kämpfe und der Sammlertrieb werden euch für viele Stunden in Kyrat fesseln. Leider geht der Titel  an manchen Stellen einen Schritt in die falsche Richtung. Zwischensequenzen, die ihr euch immer ansehen müsst, eine Auto-Save Funktion, die stellenweise versagt und Ingamefehler trüben die Spielerfahrung. Die eindimensionalen Charaktere und unmotivierende Story lassen Far Cry 4 hohl wirken. Trotz mehrfachen Patchens treten darüberhinaus immer noch technische Probleme auf. Solche Schwächen machen den Titel insgesamt zwar nicht zu einem schlechten Spiel, doch ein Meisterwerk wird auch nicht abgeliefert. Far Cry 4 macht mit seinem umfangreichen Gameplay, actiongeladen Kämpfen und fantastischer Optik richtig viel Spaß, weshalb es insgesamt überzeugen kann.[/rating]

So testen Wir

 

Martin Federlein
Seit über 3 Jahren darf ich mich schon Mitglied in der Redaktion von ZATC schimpfen und durfte News, Reviews und anderen Schabernack schreiben. Die Skepsis gegenüber Spielebewertungen wurde mit dem Alter immer größer, weshalb letztlich die Entscheidung getroffen wurde, selber etwas zu unternehmen. Mit der festen Überzeugung, dass wir für unser Geld auch entsprechende Unterhaltung kriegen sollen, ist für mich ein gutes Preis/Leistungsverhältnis wichtig.

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