Regalia: Of Men and Monarchs

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Man nehme eine gute Portion Strategierollenspiel, dazu eine handvoll Life Sim à la Persona, ein wenig Aufbauelemente und eine Prise Pen & Paper, fertig ist das Fantasy RPG Regalia: Of Men and Monarchs.

Zu Beginn des Spiels erbt Kay, der Protagonist, ein heruntergekommenes Schloss seiner Familie, das schon lange mal wieder eine Grundreinigung nötig hat. Während Kay, seine beiden Schwestern und sein Leibwächter das Schloss erkunden, verwechselt der Held eine Urne mit etwas zu Trinken (ja, das passiert wirklich) und trinkt dadurch den Geist eines seiner Urahnen. Fortan lebt der Geist in Kay und hilft diesem, das verfallene Schloss wieder aufzubauen. Das ist auch bitter nötig, denn keine Minute im Schloss kommt ein zwielichtiger Geselle vorbei und eröffnet euch, dass ihr ihm Geld schuldet. Viel Geld. Scheinbar waren eure Vorfahren keine Finanzgenies und ihr als ihr Nachfahre dürft nun die Suppe auslöffeln. Fortan ist es also eure Aufgabe, Geld zu beschaffen und das in möglichst kurzer Zeit. Hier fängt sich das Rad von Regalia: Of Men and Monarchs zu drehen an.

Im Spiel gibt es eine Tagesanzeige, die von nun an euer virtuelles Herrscherleben bestimmen wird. Ihr müsst pro Kapitel innerhalb von 55 Tagen eine bestimmte Anzahl von Kingdom Quests lösen. Das sind Aufgaben, die ihr in beliebiger Reihenfolge abarbeiten könnt, beispielsweise 10 Fische zu fangen, Dungeons abzuschließen oder mit einer bestimmten Anzahl an Schlossbewohnern eine Beziehung aufzubauen. Zusätzlich kommen im Laufe des Spiels noch Storyrelevante Aufgaben dazu, die ebenfalls erledigt werden müssen. Schafft ihr diese nicht im Zeitlimit, ist das Spiel vorbei.

Das Aufbauen von Beziehungen ist allerdings nicht nur dazu da, um Kingdom Quests zu erledigen, sondern ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Im Laufe der Handlung oder durch kleine Nebenquests schließen sich euch immer wieder neue Gefährten an, die entweder an eurer Seite kämpfen oder die Gebäude im Schlossgebiet besiedeln. Baut ihr nun durch Dialoge eine Beziehung zu diesen Charakteren auf, werden im Fall von Kämpfern neue Fähigkeiten freigeschaltet und bei Dorfbewohnern neue Optionen. Die kleinen Geschichten, die durch diese Dialoge erzählt werden sind teilweise vertont und durchweg recht witzig, gewinnen aber auch keinen Pulitzer Preis. Je besser euer Verhältnis zum Schmied ist, desto bessere Waffen wird er für euch herstellen, je besser ihr euch mit dem Wirt der Taverne versteht, desto mehr Geld findet ihr auf euren Beutezügen in den Dungeons. Allerdings könnt ihr nicht ohne nachzudenken wild drauflos Kontakte knüpfen, denn jedes Gespräch kostet euch Zeit. Zeit die ihr immer im Hinterkopf haben solltet, schließlich haben die (Kingdom) Quests oberste Priorität. Außerdem müssen für die höheren Stufen der Freundschaften bestimmte Gebäude aufgewertet werden, im Falle des Schmiedes z.B. die…na…richtig! Die Schmiede. Und auch das kostet, genau, Zeit. Und Geld. Geld, das ihr in den Dungeons sammelt, die, wie sollte es anders sein, auch Zeit kosten. Erwähnte ich, dass ihr pro Kapitel nur 55 Tage Zeit habt, um eure Aufgaben zu erledigen?

Aber wo kommt denn nun die gute Portion Strategierollenspiel her? Hierher: in den Dungeons müsst ihr euch einer Reihe von Kämpfen stellen. Diese laufen auf einer Gitternetzkarte ab und sind rundenbasiert. Alle Spielercharaktere und alle Gegner sind einmal pro Runde am Zug, die Reihenfolge wird durch die Initiative bestimmt. Die Charaktere spielen sich alle schön unterschiedlich und haben ihren eigenen Stil. So gibt es die Feuermagierin, die mehr Schaden an den Gegnern anrichtet, wenn sie diese zuvor in Brand gesteckt hat oder den draufgängerischen Bogenschützen, der „Übermut“ sammelt und so seinen Angriffen Sondereffekte verleiht.
Leider haben sich, zumindest bei mir, recht schnell einige Charaktere deutlich stärker als andere erwiesen. Das liegt an mehreren Faktoren. So sind die Gegner meist stärker als eure Truppe, sowohl in Sachen Lebenspunkte als auch in den Fähigkeiten. Kay hat zu Beginn beispielsweise als einziger Charakter die Fähigkeit, den Schildwert von Mitstreitern zu erhöhen. Dieser ist neben den Lebenspunkten eine weitere Möglichkeit, am Leben zu bleiben. Kay’s Fähigkeit erhöht den Schildwert einer Person um 20%. Früh im Spiel trefft ihr jedoch schon auf Gegner, die bei jedem eingesteckten Treffer ihren Schildwert um 10% erhöhen, was schnell zu einem Kampf gegen Windmühlen werden kann. Da ihr im Vergleich zu den Gegnern wenig Lebenspunkte besitzt und diese auch nur schwer aus der Distanz bearbeiten könnt (weil sie häufig mehr Bewegungspunkte haben) gilt es, Schaden nur irgendwie möglich zu vermeiden. Ich habe darum sehr bald auf Charaktere gesetzt, die zusätzliche Einheiten ins Feld rufen und so die Gegner ablenken können. Das ist schade, weil ich auch gerne die anderen, wirklich interessant klingenden Charaktere genutzt hätte, doch diese waren bei weitem nicht gut genug, um einen Dungeon effektiv zu meistern. Denn stirbt einer eurer Streiter im Kampf, ist er für den Rest des Dungeons nicht mehr einsetzbar. Zwar gibt es Speicherpunkte an denen die Kämpfer wiederbelebt werden, doch diese sind rar gesät, oftmals gibt es nur einen einzigen.

Ein weiteres Ärgernis stellten für mich die Bonusziele dar. Pro Kampf gibt es zwei davon und wenn ihr sie erfüllt, bekommt ihr etwas mehr Erfahrungspunkte und eine erhöhte Chance auf Beute. Das Problem an den Bonuszielen ist, dass sie von „kein Problem“ bis „ja ne ist klar“ reichen. Die Aufgabe, als erster im Kampf Schaden zu verursachen, ist fast schon nebenbei erledigt. Einen Kampf abzuschließen, ohne dass ein Gegner auch nur einmal ausweicht oder ihr verfehlt ist dagegen einfach nur nervig und komplett vom Zufall abhängig. Denn selbst wenn ihr eure Genauigkeit mittels Gegenständen auf 100% bringt (was ich, nebenbei gesagt, dringend empfehlen würde) müsst ihr trotzdem hoffen, dass kein Gegner ausweicht und die Ausweichraten sind mitunter sehr hoch.
Gut gefallen haben mir hingegen die Miniabenteuer. Diese findet ihr neben normalen Kämpfen auch in den Dungeons. Sie spielen sich wie kleine Pen & Paper Episoden, bei denen ihr euch für verschiedene Wege entscheiden könnt und je nach Wahl kommt es zum Kampf oder ihr bekommt Gegenstände, Erfahrung oder Geld.

Durch das Abschließen von Kämpfen, Quests und Miniabenteuern erhaltet ihr Erfahrungspunkte für eure Gruppe. Diese steigt immer als Team in den Stufen auf, so dass auch Mitglieder, die nicht dabei sind, mitleveln. Fähigkeiten werden dabei nicht durch Level freigeschaltet, sondern sind von Beginn an alle verfügbar. Durch das Aufbauen von Beziehungen werden dann jedoch Verbesserungen verfügbar, ein Spruch bekommt dann beispielsweise eine kürzere Abklingzeit. Diese Verbesserungen könnt ihr dann durch die beim Leveln freigeschalteten Punkte aktivieren, wobei stärkere Verbesserungen mehr Punkte kosten. Ihr könnt besagt Punkte jederzeit neu verteilen und so verschiedene Kombinationen ausprobieren, was mir sehr gut gefallen hat.

Und so dreht sich dann das Regalia Rad: Beziehungen aufbauen für stärkere Fähigkeiten oder neue Handelsoptionen, Geld sammeln für den Ausbau von Gebäuden, die dann wieder mehr Beziehungsaufbau ermöglichen, wodurch höhere Freundschaftsstufen für stärkere Fähigkeiten und mehr Handelsoptionen verfügbar werden und so weiter…

Die Formel funktioniert soweit ganz gut, wenn auch jedes Element für sich genommen leider nicht überzeugen kann. Die Dialoge sind zwar nett, aber eben auch nur das. Der Gebäudeausbau ist leider nur Mittel zum Zweck und fühlt sich nicht wie eine Errungenschaft an und die Dungeons machen zwar Spaß, sind mitunter allerdings auch etwas repetitiv.

Hinzu kommen noch einige unschöne Schwächen. Warum kann ich in den Menüs nicht mit dem Mausrad scrollen? Teilweise laggte das Spiel auf meinem (die Anforderungen mehr als genug erfüllenden) Rechner, auch ein Spielabsturz kam vor. Durch die euch immer im Nacken sitzende Zeit hat man nicht die Möglichkeit, in Ruhe ein paar Dungeons anzugehen, denn diese kosten verhältnismäßig viel Zeit und ohne das Erfüllen der Pflichtquests heißt es schnell: Game Over. Das Spiel bietet euch zudem zwei Schwierigkeitsgrade, von denen einer zu einfach und der andere mitunter unfair schwer ist.

Die Grafik ist ist im Comicstil gehalten und passt zum fröhlichen Flair des Spiels und auch der Sound überzeugt mit eingängigen Melodien. Mir hat das Spiel trotz seiner Schwächen Spaß gemacht. Wer es nicht zu eilig hat, wartet einfach auf den nächsten Steam Sale, denn reinschauen lohnt sich allemal.

Regalia: Of Men and Monarchs erschien am 18. Mai 2o17 für den PC (Steam). Gespielt werden kann es in deutscher, englischer und polnischer Sprache, wobei die Vertonung nur in englisch verfügbar ist.

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Regalia: Of Men and Monarchs
Wertung der Redaktion: 

72/100

  • Publisher: Klabater
  • Getestet auf: PC
  • auch für: –
  • Preis: 22,99€

 

 

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20/30 Technik + nette Comicgrafik, die die Spielwelt
gut abbildet

+ schön gezeichnete Charakterprofile
+ eingängige Melodien
- Tw. Lags & Abstürze
- Sprecherqualität schwankt
23/30 Umfang + Viele Spielelemente
+ Recht viele Dungeons
+ Nette Nebengeschichten durch
Beziehungsaufbau
- …die alle nicht besonders hervorstechen
- Dungeons nach einiger Zeit repetitiv
- Gebäudebau nur Mittel zu Zweck
24/30 Gameplay + Fröhliche Spielwelt
+ Wiederspielwert gegeben, da beim ersten
Durchgang nicht alles erreicht werden kann
+ Viele verschiedene Charaktere, die witzige
Dialoge bieten
+ Kämpfer unterscheiden sich und haben
ihren jeweils eigenen Spielstil
+ Nette Pen & Paper Miniabenteuer
- Bonusziele nerven eher als zu motivieren
- Tw. unfair
- Tw. nervige Details (Menüscrolling)
- Kämpfer schwanken stark in ihrer Nützlichkeit
5/10 Spezifisch + Insgesamt gelungener Mix aus verschiedenen Elementen
+ Story ist eher so lala
- Zwar verschiedene Items, durch die Wichtigkeit von Trefferchance wird man bei der Auswahl
aber stark eingeschränkt

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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:

[rating itemreviewed=“Regalia: Of Men and Monarchs“ rating=“72″ reviewer=“Yannik Thelen“ dtreviewed=“06.06.2017″ best=“100″ worst=“0″]

Regalia: Of Men and Monarchs ist ein insgesamt gut gelungener Mix aus taktischem Rollenspiel, Städtebau und Life Sim, wobei keine der Zutaten wirklich herausragend gut umgesetzt ist. Der Ausbau von Freundschaften mit den Bewohnern des Schlosses ist nett und kein stumpfer Grind, die Geschichten lustig inszeniert. Trotzdem kommt keine wirkliche emotionale Bindung zustande. Der Städtebau ist eher Mittel zum Zweck und dient nur dem Erreichen höherer Freundschaftsstufen. Die Dungeons sind in ihrem Setting abwechslungsreich, wirken aber dennoch nach einer Weile repetitiv. Die Kämpfe machen Spaß, werden jedoch durch teils unfaire Voraussetzungen und unausgegorene Bonusmissionen vermiest. Sound und Grafik sind ordentlich und passen zum fröhlichen Flair des Spiels. Wer sich allerdings noch ein wenig gedulden kann, wartet auf den nächsten Steam Sale und schlägt dann zu, denn trotz alle Mängel konnte mich Regalia: Of Men and Monarchs gute 30 Stunden unterhalten.

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 ►So testen Wir

 

Yannik Thelen
Meine Reise begann im zarten Alter von 6 Jahren mit einem Super Nintendo. Seitdem war ich Prinzessinnenretter, hatte finale Fantasien, habe unzählige Bälle auf kleine Monster geworfen und auch sonst alles gespielt, was mit unters Gamepad kam. Aber genug geredet, das nächste Spiel wartet! Letse go!

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