Bayonetta 2

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Wertung

„Did you miss me?“ – Aber natürlich Bayonetta! Lange mussten wir warten und zwischenzeitlich sogar um ihre Existenz bangen. Nun aber ist unsere Lieblingshexe Bayonetta mit einer brandneuen Story und bekanntem Gameplay zurück.

Gewohnt stilvoll und mit dem unverwechselbaren aber etwas freizügigen Humor beginnt die Geschichte des zweiten Teils von Bayonetta. Weihnachtseinkäufe mit der besten Freundin Jeanne und Packesel Enzo. Es dauert aber selbstverständlich nicht lange, bis sich die ersten Engel einmischen und Bayonetta mit Händen und Füßen um sich schießt. Wer lässt sich denn auch schon gerne den Shopping-Trip verderben? Wie gewohnt gibt es ein Tutorial, welches das elementare Gameplay vorstellt. Wie gewohnt findet dieses auf einem brennenden Flugzeug statt, dass viel zu nah am Boden durch die Stadt rast. Irgendwo her kennen wir das doch, oder?

Neue Frisur, neue Story
Bayonetta mag für viele anfänglich ein wenig überfordernd sein. Die schnelle Action und ein Humor, der sämtliche Klischees metertief durch den Dreck zieht und in allen Punkten übertreibt, ist für manche ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Nichts desto trotz steckt dahinter ein durchaus ernstes und wohlüberlegtes Spiel. Bayonetta und ihre Freundin Jeanne sind die letzten Überlebenden des alten Stammes der Umbra-Hexen. Ihre Fähigkeiten erlauben es ihnen nicht nur, die Zeit zu einem gewissen Maß zu manipulieren, sondern auch mit Engeln und Dämonen in Kontakt treten zu können. Im Universum von Bayonetta gibt es drei Welten: Paradiso, das Reich der Engel, Inferno, das Reich der Dämonen und das Chaos, welches Unsereins als normale Welt sieht, aber von Engeln und Dämonen hart umkämpft wird. Um ein wenig Frieden im Chaos herzustellen, tritt Bayonetta gegen die Engel an und hat einen Pakt mit den Dämonen geschlossen, um sie sich zu Nutze zu machen. Für Gewöhnlich klappt das ganz gut, doch auf einmal halten sich die Dämonen nicht mehr an die Abmachung und es kommt zu einem erschreckenden Ereignis: Ein Dämon stiehlt Jeannes Seele und zieht sie mit in die Hölle. Die richtige Hölle! Die Zeit drängt und Bayonetta muss das Tor zur Hölle finden (das Richtige, nicht bloß Rodins Waffenladen). Ihre Reise führt sie in das verschneite Städtchen Noatun am Fuße des Fimbulvinters. Auf ihrer Reise trifft Bayonetta nicht nur alte Bekannte, wie den Journalisten Luka, sondern auch neue Verbündete, wie den geheimnisvollen Jungen Loki. Loki, der mit Verlaub ein wenig an Yu-Gi-Oh! erinnern lässt, teilt mit Bayonetta das selbe Ziel: Die Spitze des Berges erreichen. Aber warum er dabei ständig Zielscheibe von wütenden Engeln wird, ist eine der großen Fragen die sich Bayonetta zu stellen hat.

Insgesamt bietet Bayonetta 2 wieder eine extrem ausgereifte Geschichte an, die aber im Gegensatz zu der vom ersten Teil auf Anhieb gut zu verstehen ist und gut erklärt wird. Spielen kann man den zweiten Teil auch ohne den ersten gespielt zu haben, aber wer die Story in vollen Zügen genießen will, dem empfehle ich, den Ersten nachzuholen. Und was hat es jetzt mit der neuen Frisur auf sich? Nachdem Bayonetta nun Kurzhaar trägt, mag man doch fast meinen, dass sie ein wenig erwachsener geworden ist. Das bestätigt sich durchaus, denn der aufmerksame Spieler und Hexen-Liebhaber wird nicht verpassen, dass Bayonetta ihre Reize nicht mehr ganz so charmelos, sondern eher gekonnt einsetzt. Außerdem zeigt die taffe Hexe, dass sie auch eine weiche Seite hat. Die leidenschaftliche Suche nach Jeannes Seele und die fast mütterlichen Ratschläge an ihren neuen Begleiter Loki, geben Bayonettas Charakter noch mehr Tiefe. Erzähltechnisch hat sich Platinum Games mit Bayonetta 2 definitiv selbst übertroffen.

Es ist Hexenzeit!
Beim grundlegenden Gameplay des Hack ’n‘ Slays hat sich nicht viel verändert. Tritte und Schläge werden ausgeteilt, Kombos ausgeführt, Engel (und sogar Dämonen) verprügelt und verspottet. Gezieltes Ausweichen führt zur Hexenzeit, in der die Zeit für wenige Sekunden langsamer vergeht, sodass Bayonetta ihren Vorteil ausnutzen kann, um ihren Feinden noch den ein oder anderen Extraschlag rein zu würgen. Wer gut spielt, wird mit Magiepunkten besiegt, die neuerdings nicht nur für gezielte Folgerangriffe eingesetzt werden können, sondern auch für den Umbra-Klimax. Der Umbra-Klimax ist eine der Neuerungen im Gameplay. Löst man ihn aus, verwandeln sich alle normalen Angriffe für kurze Zeit in mächtige Hexenflecht-Angriffe und machen einen enormen Schaden. Ansonsten wurden auch einige kleinere Änderungen und Neuerungen vorgenommen. Den inneren Panther, mit dem man schnell durch die Level laufen kann, schaltet man recht schnell frei. Auch kann Bayonetta jetzt mit Schmetterlingsflügeln schweben, sich in eine Wasserschlange verwandeln und mit Rabenfedern in der Luft kämpfen. Das verleiht dem Spiel einiges an Abwechslung.

Zu bemängeln ist allerdings die Schwierigkeit des Spiels. Man muss zugeben, dass Bayonetta wirklich zu den härteren Brocken des Genres gehört, aber im Vergleich zum ersten Teil ist der Zweite einfacher geworden. Dazu zählt nicht nur die allgemeine Kampfschwierigkeit, sondern auch Kleinigkeiten. Buttonsmashing bei Folterangriffen und Gigatonnen und die Muspelheim-Herausforderungen (Muspelheim ist quasi das neue Alfheim) sind weniger Anspruchsvoll. Es gibt keine nervigen Quicktime-Events mehr und Benutzte Items geben bei der Gesamtwertung jetzt nur noch einen Abzug an Heiligenscheinen, der Währung in Bayonetta. Die letzten beiden Punkte nehmen zwar etwas an Schwierigkeit, sind trotzdem aber positiv anzurechnen, da sie im ersten Teil eher gestört haben. Items findet man übrigens auch in den schwierigeren Stufen recht häufig. Oft tauchen sie in den letzten Ruhestätten der Umbras auf, Truhen, in denen sich Items und Upgrades finden lassen. Eine neue Art von Ruhestätten wurde auch eingeführt. Findet man eine der halb durchsichtigen Truhen, muss man erst einmal in einer gewissen Zeit alle Teile der Truhe einsammeln, um an ihren Inhalt zu kommen. Alles in allem wurde sich definitiv Mühe gegeben, neue Gameplay-Elemente einzubringen und alte zu verbessern. Schade ist es nur um das Minispiel „Angel Attack“. In Bayonetta 1 konnte man während der Level Kugeln finden, die am Ende in einem Minispiel im Arcade-Style verballert werden konnten, um Items zu bekommen. Das Spiel fällt nun leider aus unersichtlichen Gründen komplett weg.

 

Technisch alles beim Alten
Technisch hat sich bei Bayonetta 2 nicht viel verändert. Grafisch ist alles bei der alten Technik geblieben, was nicht bedeuten soll, dass die Level nicht gut aussehen. Ganz im Gegenteil: Atmosphärisch sind die Level neu und gut gebaut. Viele Grafiken und Soundeffekte wurden übernommen, manche ausgewechselt. Lediglich das Kapitel-Menü wirkt extrem langweilig. Da hätte man sich schon ein wenig mehr Mühe geben können. Die Ladezeiten sind generell in Ordnung, außer wenn man das Tor zur Hölle oder Muspelheim betritt. Da fühlt man sich ein wenig in die Zeit zurückversetzt, in der es noch kein Update für Bayonetta 1 auf der PS3 gab. Außerdem gibt es einen Bug in Kapitel 5. Wer die Anfangssequenz überspringen will, endet schnell mit einem eingefrorenen Spiel. Musikalisch kann Bayonetta sich aber wieder die volle Punktzahl abholen. Der gigantische Soundtrack ist ein Gemisch aus Jazz, epischen Chören und Pop. Für jede Situation ist ein passendes Lied mit dabei. „Fly Me To The Moon“ wird nun durch das Stück „Moon River“ ersetzt und auch das zweite Thema „Tomorrow Is Mine“ ist ein würdiger Nachfolger mit Ohrwurmcharakter.

Dezent Episch
Wie bereits angemerkt, hat sich Platinum Games mit der Geschichte von Bayonetta 2 anscheinend besonders viel Mühe gegeben. Nicht nur die Charaktere sind gut durchdacht, sondern auch der komplette Spielaufbau. Im ersten Teil war es oft vorhersehbar, wann ein Endgegner auftaucht und wer überhaupt ein Endgegner ist. Jetzt sind die großen Kämpfe aber so gut in die Story eingebracht, dass man meisten nicht ahnt, dass etwas passiert. Kleinere und größere Endgegner tauchen passend zum Verlauf der Geschichte auf. Auch sind sie so eingebracht, dass ein Level nicht unbedingt ein reines Bosslevel sein muss, sondern sich Kampf- und Lauflevel gut miteinander mischen. Das macht die Spielabschnitte sehr umfangreich und interessant.

Abwechslungsreich sind auch die Spielelemente an sich: Reiten auf Höllendämonen, Faustkämpfe zwischen Engeln und Dämonen, Flug- und Unterwassereinlagen, Ausflüge nach Paradiso und Inferno und ein weiteres und allseits beliebtes Space Harrier Level sind mit dabei. Leider ist die Vielfalt der Level dann aber doch nicht so umfangreich. Viele Level bestehen aus Backtracking und obwohl sie optisch leicht verändert sind, wünscht man sich dann doch etwas mehr Abwechslung. Je nach eigenem Fähigkeitslevel hat man Bayonetta 2 nach kurzen 10 bis 15 Stunden durchgespielt. Danach ist aber natürlich noch nicht Schluss. Weitere Schwierigkeitsgrade und jede Menge freischaltbare Gegenstände warten auf den Spieler. Wiederspielwert ist also mehr als gegeben. Allein die Anzahl der Kostüme ist gigantisch. Jeder spielbare Charakter hat seine eigenen Kostüme die freigekauft werden müssen, darunter auch lustige Nintendo-Outfits. Zerbrochene Schallplatten sorgen auch hier wieder für neue Waffen. Schwerter, Peitschen und Sensen erweitern unter anderem Bayonettas Waffenrepertoire und altbekannte Ausrüstungsgegenstände wie der Mond von Mahakala oder der Rosenkranz des Bösen wollen gekauft und verwendet werden.

Der Hexen-Klimax
Damit man irgendwie sämtliche Heiligenscheine zum Freikaufen der Items bekommt, gibt es einen neuen Mehrspieler-Modus, den man aber auch problemlos alleine spielen kann: Den Hexen-Klimax. Im Verlauf der Hauptstory kann man Verskarten finden. Diese repräsentieren einen bestimmten Gegner im Spiel und sind für den Hexen-Klimax notwendig. Egal ob man nun mit einem anderen Spieler oder gegen die CPU spielt, man kämpft immer gegen die Engel und Dämonen der Verskarten. Jeder Spieler darf sich eine Verskarte aussuchen und muss so viele Punkte wie möglich im Kampf gegen die Gegner gewinnen. Punkte gewinnt man durch Kombos, wenig Schaden und viele besiegte Gegner. Das prikelige an der Sache ist, dass man einen Wetteinsatz an Heiligenscheinen mit ins Spiel bringt. Investiert man eine gewisse Anzahl an Heiligenscheinen und gewinnt dann den Kampf um die Verskarte, multipliziert sich der Gewinn um eine vorher festgesetzte Zahl. So kann man leicht viel Gewinnen, oder auch schnell einiges verlieren. Der Hexen-Klimax ist also eine ideale Angelegenheit, um sich Heiligenscheine für Kostüme oder Items zu besorgen.

Mittlerweile ist Bayonetta 2 auch als Nintendo Switch-Fassung erschienen. Deshalb haben wir unsere Wertung angepasst. Wenn ihr im Detail nachlesen wollt, was sich geändert hat, dann könnt ihr das in unserem Test zu Bayonetta 1 & 2 für Switch machen.

Bayonetta 2
Fazit
Bayonetta 2 hat alles zu bieten, was sich ein Fan von Hack 'n' Slay wünschen kann: Knallharte Action, Witz und Herausforderungen, auch wenn sich der zweite Teil im Vergleich zum ersten als ein wenig leichter herausstellt. Technisch hat sich nicht viel geändert, was aber auch bedeutet, dass die Qualität gewohnt gut ist. Trotz einigen Backtracking-Elementen ist das Level-Design ausgesprochen gut ausgefallen. Die Schauplätze sind ansprechend und die Durchmischung von Bosskampf und Lauf-Einlagen angenehm und passen zum Verlauf der Story. Diese ist im Vergleich zum Vorgänger sehr nachvollziehbar und beleuchtet Bayonetta auch mal von ihrer weichen Seite. Das soll aber nicht bedeuten, dass unsere Hexe nicht genauso humorvoll, trocken und stilvoll sein kann, wie wir sie kennen. Das halbe Spiel ist immer noch eine reine Parodie des Videospiel-Business. Beim Gameplay hat man sich einige Neuerungen einfallen lassen aber auch Dinge wie Angel Attack weggestrichen. Trotz kurzer Spielzeit gibt es viele Items und Kostüme, die freigeschaltet werden wollen. Um die notwendigen Heiligenscheine dafür zu sammeln, kann man den neuen Mehrspieler-Modus, den Hexen-Klimax, verwenden.
Technik
93
Umfang
97
Gameplay
90
Spezifisch
70
Leserwertung0 Bewertungen
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Positiv
Scharfe Grafik
Stabile 60 FPS
Epischer Soundtrack
Gute Sprachausgabe
Hoher Wiederspielwert
Viele Collectibles
Mehrere Schwierigkeitsgrade
Multiplayer-Modus (auch lokal)
Präzises Gameplay
Prinzip der Hexenzeit
Umbran Klimax
Touch-Steuerung für Einsteiger
Umfangreicher Amiibo-Support
Zusatzkostüme
Negativ
Technisch nicht viel neues
Einiges an Backtracking
Schwierigkeitsgrad manchmal zu leicht
Durch Amiibos zu schnell den Laden leerkaufen
Angel Attack gestrichen
91
Wertung

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