Frostpunk

Leserwertung2 Bewertungen
85
82
Wertung

Der Titel von Frostpunk verrät schon sehr viel über das Aufbau-Spiel. Storytechnisch verknüpft es Steampunk mit einem eiskalten Hintergrund, denn in einer Art Paralleluniversum kämpft die Menschheit im Jahre 1887 ums nackte Überleben. Während wir in der realen Welt immer wieder mit der Klimaerwärmung konfrontiert werden, müssen wir in Frostpunk gegen eine zerstörerische Eiszeit ankämpfen.

 

Wir schreiben das Jahr 1887, die Menschheit steht kurz vor ihrem Ende. Während die Welt in einer massiven Eisszeit versinkt und alles Leben zu verschlucken droht, machen sich die letzten Londoner zu ihrem neuen Zuhause auf. Die britische Hauptstadt ist der Kälte zum Opfer gefallen und dem Rest der menschlichen Zivilisation ist es wohl nicht anders ergangen. In der Aufbau-Simulation dürfen wir uns in 3 Szenarien werfen, welche jede seine eigene Geschichte in dieser trostlosen Welt erzählt.

Der Start des jeweiligen Szenarios ist dabei fast gleich. Ein riesiger Generator wurde in einer engen Schlucht errichtet und benötigt Kohle um die Menschen, welche sich hier eingefunden haben um zu Überleben, mit genügend Wärme zu versorgen. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Siedlung und somit die Menschheit, überlebt.

Eisige Kälte

3 Szenarien erzählen dabei jeweils ihre eigene Geschichte zu einer anderen Siedlung. Während wir in der einen Erzählung einen tödlichen Eissturm überleben sollen, müssen wir in der anderen Pflanzensamen vor der Kälte schützen. Als letztes müssen wir Unmengen an Flüchtlingen aufnehmen und einen Klassenkampf zwischen Arbeitern und Reichen entgegenwirken.

Die Geschichte wird jeweils in Textform erzählt, ist dabei recht spannend und kleinere Ereignisse lassen uns Entscheidungen zu bestimmten Situationen treffen. Diese können wir meistens durch neue Gesetze durchsetzen. Das beste Beispiel hier hierfür die Kinderarbeit: Entweder lassen wir unsere Nachkommen mit anpacken und so beispielsweise Kohle schürfen, oder wir stecken sie zunächst ins Heim und lassen sie später in Krankenhäusern, oder Forschungsanlagen mithelfen.

Generell wird zwischen 3 unterschiedlichen Klassen unterschieden: Arbeiter, Ingenieur und Kinder. Viele Berufe, wie den Holzfäller können meist alle 3 erledigen. Andere Aufgaben wiederum können nur bestimmte Berufsgruppen übernehmen. So wird ein Arbeiter nicht Forschen und ein Ingenieur nicht auf die Jagd gehen. Da es meist an Menschen mangelt, um alle Gebäude zu besetzen, um gegen Kälte, Hunger und Ressourcenmangel zu kämpfen, ist es wichtig ein gutes Gleichgewicht zu finden.

Als Alternative kann man sich aber noch einen Automaton zur Hilfe holen. Dies sind haushohe, autonome Roboter, welche bestimmte Gebäude vollständig besetzen können. Warum 10 Leute Stahl schmieden lassen, wenn es ein dampfbetriebener Roboter alleine kann? Und das auch noch 24 Stunden am Tag!

Aber es ist nicht alles Gold was glänzt. Die Maschinen müssen regelmäßig an dem Generator ihre Dampfgeneratoren aufladen. Fällt der besagte Generator also aus, stehen auch bald die Automatonen still. Außerdem ist der Bau recht ressourcenlastig und verbraucht zusätzlich noch einen Dampfkern, welcher nicht gebaut, sondern nur in der Wildnis, durch Expeditionen, gefunden werden kann. Dieser ist recht kostbar, da er auch zum Bau besonders effektiver Gebäude benötigt wird.

Ein Kampf ums Überleben

Frostpunk macht euch das Leben schwer und ihr werdet mehrere Anläufe brauchen, um ein Szenario abschließen zu können. Währenddessen wird die bereits erwähnte Story erzählt, welche euch neue Aufgaben gibt, die ihr meist in einem bestimmten Zeitfenster erledigen sollt. So kommt während des Spiels nie Langeweile auf, ständig müsst ihr planen, was ihr als nächstes erforscht und baut. Dabei wird es draußen immer kälter und eure Arbeiter werden krank, arbeiten dadurch weniger effizient und sterben schlimmstenfalls auch.

Das Interface gibt euch immer einen guten Überblick über alle Bedürfnisse eurer Einwohner, auch wenn es etwas Erfahrung braucht, alles zu verstehen, was euch angezeigt wird. Doch die Menschen melden sich schon von selbst, sollte etwas dringend sein und geben ihre Bedürfnisse bekannt. Sie fordern euch auf das Problem zu lösen, meistens mit mehreren Herangehensweisen. Je nachdem wie ihr eure Entscheidung trefft steigt und fällt die Hoffnung und es kann zu Unruhen kommen, welche eure Position als Leiter der Siedlung schnell zunichte machen können, solltet ihr zu viele schlechte Entscheidungen treffen.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer…?

Frostpunk bietet eine tolle Grafik, ein verständliches Interface und einen schönen, passenden, wenn auch recht eintönigen Soundtrack. Bei Ereignissen wird sogar ein eigener Sound abgespielt. Super, so verlieren wir nie völlig den Überblick!

Die Gebäude sind mit viel Details versehen und sowohl die Menschen, als auch die Automatonen hinterlassen Schneisen und Fußspuren im Schnee, welche mit der Zeit auch wieder zugeschneit werden. Eine schön aussehende Simulation, welche herausfordernd, aber fair ist, gleichzeitig den Spielspaß aber weit oben hält. Einzig die kleinen Karten, welche durch die Schlucht beschränkt sind, sind etwas schade. Gerne würde man in einem Endlosspiel eine größtmögliche Stadt aufbauen wollen.

Ebenfalls etwas ernüchternd ist der Umfang von Frostpunk. Die drei Szenarien haben wir im Test nach rund zehn Spielstunden auf der normalen Schwierigkeitsstufe bestanden. Zwar könnten wir diese noch mit schwierigeren Herausforderungen neu starten und einige Entscheidungen anders treffen (was ich auch tun werde), aber prinzipiell haben wir das Spiel damit durch.

Dank der wirklich guten Geschichten, welche spannend und abwechslungsreich erzählt werden, hat Frostpunk einen hohen Wiederspielwert und es sollen in Zukunft noch mehr Szenarien hinzugefügt werden. Ob als DLC oder als gratis Update steht dabei noch offen, erfahrungsgemäß aber eher als kleine, günstige DLCs.

Frostpunk
Fazit
Mit Frostpunk hat der Entwickler 11 bit studios ein wirklich tolles Spiel auf den Markt gebracht. Ähnlich wie schon bei This War of Mine, erzählt das Spiel mehrere grandiose Geschichten, welche man wirklich mitfühlen kann. Dabei hat die Simulation eine gewisse Schärfe was das Gameplay angeht und vor allem am Anfang recht fordernd ist. Dennoch ist es jederzeit fair und kann dank individuellen Schwierigkeitsgraden notfalls auch entsprechend an euch angepasst werden. Grafisch ist das Spiel dabei ein Augenschmaus, welches euch mit vielen kleinen Details erfreut. Zoomt einmal etwas näher heran und ihr werden merken, dass ihr vieles bisher gar nicht wahrgenommen hat. Generell macht Frostpunk auch hier sehr viel richtig. Aber leider nicht alles. Der Umfang könnte definitiv mehr sein. 3 Szenarien mit jeweils einer eigenen Geschichte stehen euch in der bisherigen Grundversion zur Verfügung. Mit Sicherheit werden mehrere kostenpflichtige DLCs erscheinen, ähnlich wie bei This War of Mine, aber diese sind noch nicht verfügbar. Auch ein Endlosmodus wäre fantastisch gewesen. Mit 29,99€ auf Steam ist Frostpunk für seinen Umfang vielleicht etwas überteuert. Zwar hat es einen tollen Wiederspielwert, im Test konnten wir aber alle 3 Szenarien innerhalb von 10 Stunden durchspielen. Dennoch ist es ein tolles Spiel, welches ich nur empfehlen kann, wenn auch nicht unbedingt für den Preis. Kommende DLCs könnten diesen Aspekt aber wieder verbessern und ich freue mich schon darauf mehr von Frostpunk zu sehen. Bis dahin werde ich mich noch einige Male in die Geschichten dieser eisigen Steampunk-Welt stürzen und um das Überleben meiner Siedler kämpfen.
Technik
93
Umfang
50
Gameplay
96
Spezifisch
90
Leserwertung2 Bewertungen
85
Besser
Tolle Grafik
Viel Detailreichtum
Gutes Interface
Gute Steuerung (Maus & Tastatur)
Erweiterungen sind geplant
Mehrere Schwierigkeitsstufen
Schwierigkeitsstufen anpassbar
Moralische Entscheidungen
Hoher Wiederspielwert
Fordernd, aber fair
Gute Balance
Fantastische Stories
Tolle Atmosphäre
Gute Lernkurve
Schlechter
Keine Sprach-Synchronisierung
Kein Endlosmodus
Fragliche Preis/Leistung
Bisher nur 3 Szenarien
Zu wenig Umfang
82
Wertung

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