Devil’s Third

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Als Devil’s Third angekündigt wurde, gab es wohl für viele WiiU-Besitzer einen kleinen Grund zum Feiern. Die ersten Blicke auf das WiiU exklusive Game zeugten von einem ernsten Third-Person-Shooter mit extrem tollem Style. Die große Frage: Hat Devil’s Third auch wirklich gehalten, was es versprochen hat?

Hauptcharakter Ivan ist schon ein cooler Kerl. Von Kopf bis Fuß tätowiert, spielt sehr gut Schlagzeug und hat mehrere Gitarren, die er an seine qualitativ-hochwertigen Verstärker anschließen kann. Außerdem trägt er seine „sunglasses at night“. Man könnte meinen, er sei ein viel umschwärmtes Mitglied einer Rockband. Konzerte geben kann Ivan aber nicht, denn er ist eigentlich ehemaliges Mitglied einer Terrororganisation und wurde zu 850 Jahren Haft in Guantanamo Bay verurteilt. Bei so einer komfortablen Zelle ist es aber kein Wunder, dass eines Tages die anderen Häftlinge, die im Gegensatz zu Ivan etwas unbequemer hausen, randalieren. Die Gefängnisleitung reagiert sofort und schickt ihren gefährlichen Luxus-Glatzkopf um Ruhe zu stiften. Und wie macht man das am besten? Einfach jeden umbringen, der sich in den Weg stellt. Eine wunderliche Strategie, aber in Devil’s Third braucht es dafür keine großartige Rechtfertigung.

wiiu_devilsthird_screenshot_006Was auf der WiiU stets fehlte
„Ein Third-Person-Shooter mit cooler Action, einer guten Story, tollem Style, einzigartigem Gameplay und einem umfangreichen Multiplayer. So etwas fehlte der WiiU bisher. Aber jetzt haben die Nintendo-Fans endlich ein solches Spiel bekommen!“ dachte sich wohl das Team der Valhalla Game Studios um den Designer Tomonobu Itagaki, der unter anderem für Dead or Alive oder Ninja Gaiden bekannt ist. Die Rede ist hier aber nicht von Splatoon, worauf all diese Eigenschaften zutreffen, sondern von Devil’s Third. Der Versuch ist gnadenlos in die Hose gegangen. Devil’s Third versucht den klassischen Klischee-Spieler auf einer Plattform zu erreichen, die bisher wenig mit vergleichbaren Action-Titeln beliefert wurde. Leider bedient es sich dabei veralteten „Erfolgsrezepten“ und landet einen gewaltigen Griff ins dreckigste Gefängnisklo. Aber dazu später mehr. Schauen wir uns doch erst einmal an, was Devil’s Third so kann.

wiiu_devilsthird_screenshot_015Gebt euch doch ein bisschen mehr Mühe!
Devil’s Third könnte man als generischen Third-Person Shooter bezeichnen. Ausgerüstet mit einer Nahkampfwaffe, wie Schwert oder Brechstange, zwei Schusswaffen und einer Sekundärwaffe, klassischen Granaten, schlägt man sich durch höchst lineare Level. Den Stil kennen wir bereits. Auch wenn man hier versucht, mehr auf den Nahkampf zu gehen, indem ein mächtiger Spezialangriff ausgelöst werden kann, sobald man genug Gegner zerschnätzelt hat, überzeugt das Gameplay nicht sonderlich. Ivan duckt sich zudem automatisch hinter Hindernissen, was dem Spieler zu einem gewissen Teil die Kontrolle nimmt, vor allem wenn man versucht Gegner abzuschießen, sich dann aber mit dem Auto-Ducken herumschlagen muss. Das ist prinzipiell nicht tragisch, denn die künstliche Intelligenz der Gegner ist ohnehin nicht sonderlich hoch, aber doch nervig. Hin und wieder darf man sich an große stationäre Schusswaffen setzen oder eine Bazooka abfeuern.

wii-u_devilsthird_screenshot_wupp_adn_chars15_01_r_adAllein die Endgegner sind gut gemacht, bieten eine tolle Abwechslung im Kampfgeschehen und verlangen vom Spieler mitzudenken. Es fehlen aber trotzdem einfach die Innovationen. Hinzu kommt das ständige Gefühl, dass die Entwickler dem Spieler nicht zutrauen, sich alleine in einem Spiel zurechtfinden zu können. Das nächste Ziel wird stets angezeigt, selbst wenn es nur darum geht, fünf Meter weiter vor zu laufen, was bei einem solch linearen Spiel wie Devil’s Third komplett überflüssig ist. Auch die sammelbaren Gegenständen, oft Erinnerungen von Ivan an alte Zeiten, sind einfach zu finden und verlangen dem Spieler keine großartigen Fähigkeiten ab. Der Einzelspieler ist nicht sonderlich lang, kann in unter 10 Stunden bewältigt werden, bietet aber verschiedene Landschaften, was für ein wenig Abwechslung sorgt. Auffällig ist jedoch die lieblose Gestaltung der Umgebungen. Barrikaden und explodierende Fässer stehen hier und da herum, man erkennt weder einen praktischen Sinn für das Gameplay, noch die Platzierung der Gegenstände aus ästhetischen Gründen.

wii-u_devilsthird_screenshot_wiiu_devilsthird_teamdeathmatch6Schlimmer geht immer?
Natürlich ist Ivan nicht bloß ein gefährlicher Gefängnisinsasse, sondern hat auch eine Hintergrundgeschichte, die im Verlauf der Story aufgerollt wird. Auch hier zeigt sich aber eine gewisse Inkompetenz im Storytelling und Spannungsaufbau. Die Geschichte ist eher klischeehaft. Ivan, dessen Moral trotz Angehörigkeit einer Terrorgruppe noch nicht ganz verloren gegangen ist, ist mit den Methoden seines Anführers unzufrieden. Der ist selbstverständlich mit solchen „Freidenkern“ unzufrieden und möchte Ivan gleich ausschalten. Im Eifer des Gefechts wird wiederum eine wichtige dritte Person in Mitleidenschaft gezogen. Prinzipiell kann man nichts gegen solche Geschichten einwenden. Dann sollten sie aber bitte auch entsprechend gut verpackt und ausgearbeitet werden. Devil’s Third präsentiert sich hier leider nicht sonderlich gut.

wiiu_devilsthird_screenshot_011Man kann einen Spiel doch recht viel verzeihen. Es mag eine schlechte Story und ein schlechtes Gameplay haben, noch zu kurz sein, aber solang alles flüssig läuft, ist jedes Game spielbar. Blöd wird es wirklich erst, wenn die Technik nicht mitmacht. Bei 14 GB Speicherplatz erwartet man sich von einem Spiel eigentlich keine miesen Ruckler, keine überlangen Ladezeiten und keine flimmernden Texturen. Leider ist genau das der Fall. Tauchen mal ein paar mehr Gegner gleichzeitig auf, kann man mit kurzen Einbrüchen rechnen. Das allzu scharfe Einspielvideo der Valhalla Game Studios verspricht dem Spieler zu viel der schönen Grafik. Offizielle Screenshots beschönigen das tatsächliche Bild des Spiels. Auch wenn die Charaktere sehr schön ausgearbeitet sind und die Artworks des Spiels sehr artistisch sind, graut es dem Spieler dann doch vor der Umgebungsgrafik. Die kastenartigen Objekte und schwammigen Texturen hätten wahrscheinlich genauso gut auf einer PS2 oder dem GameCube dargestellt werden können. Viele Wege sind durch unsichtbare Barrieren versperrt, durch die man drüber springen oder daran vorbeilaufen könnte. Solche Kleinigkeiten sind frustrierend und sollten im Genre eigentlich nicht mehr auftreten.

wii-u_devilsthird_screenshot_wiiu_devilsthird_onlinemp_1_multiplay0619_06_guardian--2-Lichtblick Multiplayer
So schlecht auch der Einzelspieler sein mag, der Multiplayer kann dann doch noch ein wenig reißen. Hier kann man seinen eigenen Charakter zusammenstellen, der daraufhin in verschiedenen Spielmodi gegen andere Spieler antreten kann. Die Möglichkeiten zur Charaktererstellung sind nicht sonderlich groß, aber immerhin sind 10 verschiedene Skins verfügbar (sogar gleich viele Männer wie Frauen! Da hat jemand im ersten Schritt mitgedacht, im zweiten Schritt gibt es dann aber auch freikaufbare Skins, wo die Frauenskins gleich doppelt so teuer sind. Was soll so etwas denn schon wieder?) und im Endeffekt kommt es natürlich auch nicht darauf an, wie man aussieht, sondern wie man Spielt! Der Multiplayer sieht allein schon grafisch stimmiger aus. Im Spiel kann man Geld gewinnen und damit neue Waffen freikaufen, die man sogleich auch ausprobieren kann. Die Kämpfe sind „okay“, spielen sich flüssig, aber fühlen sich nicht gut an. Da ist man von anderen Mehrspieler-Shootern bessere Qualität gewohnt. Man muss Devil’t Third aber zu Gute halten, dass es sehr viele verschiedene Spielmodi enthält, darunter nicht nur die klassischen Capture the Flag und Death Match-Varianten sondern auch lustige Modi wie „Chicken“ und Cargo Capture. Nach Release werden immer wieder weitere Spielmodi und Karten kostenlos freigeschaltet, was ein tolles Feature ist. Als Spieler kann man sich mit anderen in Clans zusammenfinden und im eigenen Chat die Spielstrategie besprechen. Außerdem sind die Matches doch recht frequentiert besucht, so dass man stets Mitspieler hat.

Devil’s Third
wiiu_ts_odin_eur_150611_at Wertung der Redaktion:

37/100

  • Publisher: Nintendo
  • Getestet auf: WiiU
  • Preis: 59,99€
  • Reviewed von: Nina van Aken

 

Am 13. September 2015

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5/20 Technik + Charaktere sehen gut aus

- Lange Ladezeiten
- Flimmernde Texturen
- Miese Ruckler
- Verwaschene Umgebungsgrafiken
10/20 Umfang + Multiplayer
+ Endgegner sind spannend
+ Sammelbare Items…
- Generische Story
- Schlechte Preis/Leistung
- … sind unnütz
- Schlechte Überleitungen
- Kurze Missionen
7/20 Gameplay + Netter Nahkampf-Ansatz…
+ Online: spielt sich flüssig
- … der schnell langweilig wird
- Viel zu linear
- Lieblos gestaltetes Umfeld
- Steuerung eher schwammig
15/40 Spezifisch + Der Multiplayer reißt es raus (+15)
- Keine Innovationen (-5)
- Hält sich nicht an technische Standards (-10)
- Qualitativ einfach schlecht (-10)

Fazit:

[rating itemreviewed=“Devil’s Third“ rating=“37″ reviewer=“Nina van Aken“ dtreviewed=“13.09.2015″ best=“100″ worst=“0″]

Wir sprachen von Erfolgsrezepten: Was macht ein gutes Third-Person Action-Spiel aus? Eine nette Story mit polarisierenden Charakteren, ein bisschen Hintergrundwissen zur Welt, hier und da eine Überraschung. Weiter: Abwechslungsreiches Gameplay. Schießen, Schlagen, Spezialangriffe, Klettern, Laufen, in Deckung gehen. Verschiedene Landschaften. Gibt es hier auch. Ein bisschen was zum Einsammeln. Verschiedene Schwierigkeitsgrade. Multiplayer, am besten so wie es „die Großen“ immer vormachen. Das alles in einen Topf, einmal gut umgerührt und schon hat man ein gutes Spiel. Doch so funktioniert das leider nicht. Ein generisches Spiel, das dem Spieler keine Eigenständigkeit zutraut und ihn deshalb durch allzu lineare Level schleust, ihn ab und zu mit einem interessanten Bosskampf abspeist, aber alles in allem absolut keine Innovation vorweisen kann, ist einfach nur langweilig. Schlechte Technik rundet diesen Eindruck noch ab. Deshalb ist Devil’s Third meiner Meinung nach nichts anderes als der Versuch, krampfhaft ein Genre-Spiel auf eine Konsole zu bringen, auf der es von Selbigem mangelt. Wer nicht viel Wert auf Qualität legt, kann mit Devil’s Third aber sicherlich seinen Spaß haben. Besonders im Multiplayer tummeln sich allerhand Spieler und Updates der Spielmodi sorgen für Abwechslung und einen kleinen Lichtblick.

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So testen Wir

 

Nina van Aken
Irgendwann hab ich dann meine Freunde Indi, Lara und den Barbaren von Diablo II zurückgelassen um mich erwachsenen Themen zu widmen: Meiner ersten Liebesbeziehung mit Link. Sinneserweiternde Trips durch bunte Tunnel mit Rayman. Und natürlich meiner Karriere: 150 Pokémon, ja das sind wirklich viel. Doch ich will Pokémon Meister sein. Das ist mein Ziel!

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